Wie Ärzt:innen soziale Netzwerke beruflich sinnvoll für sich nutzen

MEDWING
August 20, 2024

Erfahre, welche beruflichen Vorteile soziale Netzwerke Ärzt:innen verschaffen und welche Dos und Don'ts es gibt.

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    Ob Facebook, Twitter oder Instagram: Soziale Netzwerke sind längst nicht mehr ausschließlich Freizeitbeschäftigung, sondern bringen dir auch im beruflichen Kontext Nutzen. Hier erfährst du, welche Vorteile Online-Auftritte in den sozialen Medien für Ärzt:innen haben, wie du soziale Netzwerke als Mediziner:in gewinnbringend für dich nutzt und welche Fallstricke drohen.

    Für Ärzt:innen kann der Austausch in Online-Communities eine große Bereicherung sein. Sei es, um sich zu vernetzen und wichtige berufliche Kontakte zu knüpfen, oder um sich fachlichen Rat anderer Kolleg:innen zu holen. Doch gerade als Neueinsteiger:in solltest du einige Regeln kennen.

    Wir erklären, wie du dich in den sozialen Netzwerken am besten verhältst und wie sie dir helfen, deine berufliche Präsenz und Reputation zu verbessern sowie mehr Patient:innen zu erreichen.

    Wie Ärzt:innen von sozialen Netzwerken profitieren

    Rund 72,6 Millionen Deutsche sollen im Februar 2022 bereits auf Social-Media-Kanälen unterwegs gewesen sein. Davon kannst du als Ärztin oder Arzt profitieren.

    Viele Gesundheitseinrichtungen, Mediziner:innen oder Arztpraxen sind bereits mit einem Account bei Instagram, Facebook oder LinkedIn vertreten. Und das aus gutem Grund. Denn wer in seiner Branche gut vernetzt ist, kann die Vorteile nutzen, die der fachliche Dialog mit Kolleg:innen bringt. Beispielsweise bieten dir Fachnetzwerke Zugang zu breitem internationalen medizinischen Wissen, das sich vom Schreibtisch in der Praxis aus teilen, diskutieren und weiterdenken lässt.

    Außerdem kommen Ärzt:innen, die regelmäßig in Online-Netzwerken unterwegs sind, viel schneller an Infos zu aktuellen Forschungen und Konferenzterminen oder erfahren von neuen Behandlungsmöglichkeiten in ihrem Fachbereich. So nutzen einige Ärzt:innen die Plattformen auch zur beruflichen Weiterbildung und um wissenschaftlich auf dem Laufenden zu bleiben.


    junge Ärztin, die ihr Handy benutzt, während sie eine Zwischenablage hält und in der Sprechstunde steht


    Hier die 5 wichtigsten Vorteile, die soziale Netzwerke Ärzt:innen bieten:

    1. Kommunikation und Zusammenarbeit: Soziale Netzwerke bieten Ärzt:innen eine Plattform, um miteinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Das kann sowohl in Form von öffentlichen Diskussionen als auch privaten Gruppen geschehen. Durch diese Zusammenarbeit können Ärzt:innen ihre medizinischen Kenntnisse und Erfahrungen teilen, um die Patientenversorgung zu verbessern.
    2. Professionelles Networking: Die Vernetzung in sozialen Netzwerken verschafft Ärzt:innen Kontakte, die den Zugang zu neuen Karrierechancen oder Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen.
    3. Patientenbindung: Soziale Medien können Ärzt:innen helfen, eine stärkere Bindung zu ihren Patient:innen aufzubauen. Indem sie wertvolle Informationen und Ratschläge teilen, können sie das Vertrauen ihrer Patient:innen gewinnen und ihnen helfen, bessere Entscheidungen in Bezug auf ihre Gesundheit zu treffen.
    4. Marketing und Markenbildung: Ärzt:innen können ihre Präsenz im Internet erhöhen und ihre Praxis oder Klinik vermarkten. Durch die Veröffentlichung von relevanten und informativen Inhalten können sie sich als Expert:innen auf ihrem Gebiet positionieren und ihr Image aufbauen. Ihre Sichtbarkeit und Reichweite erhöht sich und somit die Chance, potenzielle Patient:innen auf sich aufmerksam machen.
    5. Verbesserung der Patientenaufklärung und des Services: Soziale Netzwerke können dazu beitragen, dass Patient:innen besser über ihre Gesundheit informiert werden. Ärzt:innen können die Plattformen als Werkzeug nutzen, um das Verständnis ihrer Patient:innen für ihre Erkrankung oder Behandlung zu verbessern. Auch können gewisse Funktionen der digitalen Medien, wie Messenger oder Online-Sprechstunden, einen schnelleren und einfacheren Zugang zur medizinischen Versorgung bieten.


    verschiedene social media apps auf einem handy


    4 Best Practices: So nutzen Mediziner:innen soziale Netzwerke sinnvoll

    Wenn du als Arzt oder Ärztin deine Social-Media-Kanäle clever nutzt und die richtigen Inhalte postest, kannst du eine große Reichweite erzielen. Davon profitierst nicht nur du selbst, sondern auch die Praxis oder Gesundheitseinrichtung, in der du arbeitest. Doch was bringt der regelmäßige Austausch im Netz und was kann man posten? Wir geben dir ein paar Beispiele:

    1. Patient:innen gewinnen und an sich binden:

    Mithilfe von sozialen Medien kannst du dein Praxis-Image verbessern und eine zusätzliche Nähe zu deinen Patient:innen aufbauen. Zum Beispiel dadurch, dass du Follower:innen über Social Media regelmäßig mit Infos über Krankheitsbilder, spezielle Therapien, klinische Studien oder Veranstaltungstermine versorgst. Auch die Erinnerung an Vorsorgetermine und Impfungen sowie Neuigkeiten aus der Praxis machen dich als Mediziner:in und deine Praxis nahbar. All dies ermöglicht es den Patient:innen, bereits von zu Hause aus einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und schafft Vertrauen.

    2. Neue Mitarbeitende finden:

    Bist du auf der Suche nach neuen qualifizierten Mitarbeiter:innen? Social-Media-Portale vereinfachen dies. Ein gelungener Online-Auftritt positioniert Praxen oder andere Gesundheitseinrichtungen als attraktive und moderne Arbeitgeber, spricht vor allem jüngere Nutzer:innen an und kann dadurch die Chancen auf neues Personal deutlich steigern.

    Schreibe freie Stellen in deiner Praxis also nicht nur auf den gängigen Jobplattformen aus oder mache die Personalabteilung deiner Klinik auf die Möglichkeiten von Social Media aufmerksam. Auch die Vernetzung mit anderen Ärzt:innen kann helfen, neue Kolleg:innen zu finden. Bitte sie einfach, ihr Netzwerk auf deine Jobausschreibung aufmerksam zu machen.


    Asiatische Ärztin macht Online-Live-Streaming-Übertragung über Kameraaufzeichnung im Krankenhaus, medizinische und Gesundheitsbloggerin


    3. Imagebildung und Gesundheitsaufklärung:

    Du kennst sicher auch die Kollegin, die ständig interessante Beiträge postet oder den Kollegen, der seine Meinung zu einer neuen Studie kundtut und andere Ärzt:innen zum Liken und Kommentieren anregt. Das kannst du auch.

    Vor allem als Berufseinsteiger:in macht es Sinn, fleißig zu posten, um sich im Kollegenkreis bekannt zu machen. Zum Beispiel mit Infos zu neuen Studien, Medikamenten oder Therapiemethoden oder mit eigenen Forschungsprojekten.

    Es gibt sogar regelrechte „Medizin-Influencer:innen“ mit tausenden Follower:innen auf Instagram, TikTok, LinkedIn und Co. Sie bereiten medizinisches Wissen verständlich auf, beschäftigen sich mit Vorurteilen oder liefern unterhaltsame Einblicke aus ihrem Arbeitsalltag. Damit tragen sie zu einem besseren gesellschaftlichen Verständnis gegenüber wichtigen Gesundheitsthemen und dem Arztberuf bei. Natürlich ist das nicht für jeden etwas. Doch sei dir bewusst, dass Social Media ein normaler Teil des Alltags fast aller Menschen ist. Wenn du sie erreichen und überzeugen möchtest, bietet dir die digitale Welt viele Chancen und einfache Möglichkeiten.

    4. Patient:innen für Studien finden:

    Über Gruppen in sozialen Netzwerken (z. B. Selbsthilfegruppen oder Foren), in denen sich Betroffene oder Angehörige austauschen, können Ärzt:innen die Bedürfnisse von Patient:innen erkennen. Weiterhin können du und dein Team schneller Kontakt zu Betroffenen aufnehmen und somit einfacher Proband:innen für klinische Studien finden – praktisch vor allem bei seltenen Erkrankungen.



    Dos und Don’ts: Richtiges Verhalten in sozialen Netzwerken für Ärzt:innen

    Natürlich sollte sich grundsätzlich jeder, der auf Online-Plattformen unterwegs ist, respektvoll verhalten und sich vorher gut überlegen, was er oder sie postet. Ärzt:innen kommt aber aufgrund ihres Berufs eine noch größere Verantwortung zu – vor allem, wenn die Reichweite wächst. Beachte also diese Do’s und Don’ts, wenn du im Netz unterwegs bist.

    Dos

    • Überlege dir genau, was du im Rahmen deiner Verantwortung postest. Egal, ob du privat oder beruflich in den sozialen Medien unterwegs bist. Denn Informationen verbreiten sich im Internet rasend schnell. Fühlst du dich nicht wohl bei dem Gedanken, dass Kolleg:innen, Arbeitgeber oder Patient:innen deinen Post lesen können, frage dich: Willst du den Inhalt wirklich veröffentlichen?
    • Mache dir als passiver Nutzer ein Bild davon, wie andere in den digitalen Medien interagieren. So bekommst du ein Gefühl für die Social Media-Welt und wie dort kommuniziert wird.
    • Trenne private und berufliche Beziehungen, um Grenzüberschreitungen zu verhindern und ein professionelles Arzt-Patient-Verhältnis zu bewahren. Schließlich willst du nicht über Social Media mit deinen Patient:innen deren letzten Befund besprechen.
    • Achte auf die Privatsphäre-Einstellungen. Ärzt:innen sollten sicherstellen, dass diese Einstellungen in den Netzwerk-Konten auf dem höchsten Niveau sind. Dies bedeutet, dass nur die Personen, denen du vertraust, Zugriff auf deine Beiträge und Aktivitäten haben.
    • Beachte die berufsethischen Regeln und stelle sicher, dass du sie einhältst. Dass hierzu auch gehört, keine vertraulichen oder privaten Daten zu teilen, ist selbstverständlich. Es ist auch wichtig, dass du dich an die Richtlinien und Vorschriften hältst, die von deinem Arbeitgeber oder von Berufsverbänden in Bezug auf die Verwendung sozialer Netzwerke festgelegt wurden.
    • Aktualisiere deine Social-Media-Präsenz regelmäßig und beteilige dich an Diskussionen, die für deine Fachgebiete relevant sind.

    Don’ts

    • Poste keine Bilder oder Kommentare, die deinem Ruf oder dem anderer schaden, unangemessen sind oder gegen deine beruflichen Verpflichtungen verstoßen könnten.
    • Du solltest nicht davon ausgehen, dass du deine Inhalte jederzeit wieder löschen kannst, falls sich jemand daran stört. Das Internet vergisst nicht. Was einmal im Netz gelandet ist, lässt sich jederzeit wiederfinden und mit dir in Verbindung bringen.
    • Mache nicht zu viel Werbung in eigener Sache. Eine Kommerzialisierung des Berufes von Ärzt:innen durch anpreisende oder vergleichende Werbung gilt laut Berufsordnung für Ärzt:innen als berufswidrig. Nur sachliche berufsbezogene Informationen sind demnach gestattet.
    • Gebe keine Fernbehandlungen. Es ist Ärzt:innen untersagt, über digitale Kommunikationsmittel persönliche Diagnosen zu stellen. Zwar wurde das Fernbehandlungsverbot für Ärzt:innen bereits gelockert, dennoch ist es maximal im Rahmen einer Video-Sprechstunde zulässig, Patient:innen Gesundheitsfragen zu beantworten. Mache daher immer klar, dass sich deine Follower:innen für individuelle Diagnosen zu dir bzw. zu ihrem Arzt begeben müssen.
    • Vermeide Konflikte mit Kolleg:innen oder Follower:innen und trage diese niemals im Internet aus. Antwortest du auf Kritik, bleibe professionell und sachlich.


    Facebook Anmeldung auf dem Handy und Laptop


    Die besten sozialen Netzwerke für Ärzt:innen

    Neben den Klassikern Facebook oder Instagram gibt es noch viele weitere Plattformen, auf denen sich Ärzt:innen vernetzen und austauschen können. Wir stellen dir eine Auswahl vor.

    LinkedIn:

    Eines der bekanntesten beruflichen Netzwerke ist LinkedIn. Es ist hauptsächlich zum Knüpfen neuer Geschäftskontakte und zur Pflege bestehender Verbindungen gedacht. Es geht also anders als zum Beispiel bei Facebook nicht nur um die Interessen der Nutzer:innen, sondern um deren beruflichen Werdegang.

    Wer sich ein aussagekräftiges Profil mit seinem Lebenslauf erstellt, Beiträge postet und kommentiert, Gruppen mit berufsrelevanten Themen beitritt und dort mit anderen kommuniziert, kann sich ins Gespräch bringen.

    LinkedIn bietet außerdem die Möglichkeit, Kolleg:innen aus aller Welt kennenzulernen. Ärzt:innen können hier ihre Erfahrungen zu Medikamenten, Therapiemethoden oder neuen Studien posten und in die Diskussion gehen.

    Twitter

    Twitter wird nicht in erster Linie als berufliches Netzwerk wahrgenommen. Trotzdem eignet sich auch diese Plattform sehr gut für professionelle Kontakte. Postest du regelmäßig Tweets über Themen, mit denen du dich auskennst, kannst du dir als Medizinier:in in deiner Branche einen Namen machen.

    Weiterhin ist Twitter eine schnelle und effektive Möglichkeit für Ärzt:innen, sich über aktuelle Entwicklungen in ihrem Fachgebiet auf dem Laufenden zu halten. Folge anderen Expert:innen zu deinem Wissensbereich und teile interessante Neuigkeiten mit deinen Follower:innen. Auch daraus kann sich eine gute berufliche Chance ergeben.


    Porträt einer freundlichen jungen Ärztin mit Lächeln haben gute Laune halten große gelbe Hashtag-Zeichen und kleines rotes Herz


    Coliquio

    Die Kommunikationsplattform Coliquio richtet sich ausschließlich an approbierte Ärzt:innen. Ziel von Coliquio ist der gezielte und schnelle (weltweite) Austausch von Erfahrungen. Als registrierter Nutzer kannst du dich über neueste medizinische Nachrichten wie aktuelle Leitlinien und Studien informieren, bekommst aber auch Leitfäden für den Berufsalltag.

    Die Inhalte sind in medizinische Fachbereiche unterteilt, in denen jeweils spezifische Fragen zu Diagnose und Therapie erörtert oder neue Behandlungs- und Forschungserkenntnisse ausgetauscht werden.

    Wer von dem breiten Wissen der Gemeinschaft profitieren will, kann in einem Diskussions- und Meinungsforum auf eine große Community von Kolleg:innen zugreifen und Lösungsvorschläge sowie Kommentare zu bestimmten Fällen erhalten. Aktuell sollen laut den Betreiber:innen bereits 190.000 Ärzt:innen bei diesem Portal registriert sein.

    Esanum

    Bei esanum handelt es sich um eine Community von über zwei Millionen Ärzt:innen aus über 100 Nationen. Es ist ein Wissensportal sowie eine Fortbildungs- und Kongressplattform.

    Approbierte Ärzt:innen aller Fachrichtungen können mit zahlreichen Kolleg:innen gleichzeitig in Kontakt treten und ihr Wissen teilen, indem Fälle und Beobachtungen aus der Praxis diskutiert werden und ein Austausch über neue Erkenntnisse über Medikamente, Geräte und Therapien erfolgt.

    Ärzt:innen können Beiträge verfassen, in denen sie von Beobachtungen aus ihrem Praxis- und Klinikalltag berichten oder Kolleg:innen um Rat fragen. Es gibt Kommentarfunktionen sowie ein 5-Sterne-System, mit dem die Relevanz und Qualität des Beitrags für die Gemeinschaft bewertet werden kann. Auch Abstimmungen über Behandlungsvarianten sind möglich.

    Vor allem in den USA entstanden in den letzten Jahren noch weitere Social Media-Dienste für Ärzt:innen, zum Beispiel:

    • Doximity
    • Sermo
    • Figure 1
    • QuantiaMD
    • Mommd

    Wie in jeder Branche spielen soziale Netzwerke auch im Gesundheitswesen eine bedeutende Rolle. Bist du Ärzt:in und am Dialog mit anderen Kolleg:innen interessiert, kannst du davon profitieren, deine eigene Internetpräsenz zu pflegen. Vor allem als Berufseinsteiger:in oder wenn du deinen nächsten Karriereschritt planst. Doch auch, wenn du zu einer Generation gehörst, die ohne Social Media aufgewachsen ist und schon lange praktizierst, können Berufsnetzwerke und soziale Medien dir interessante neue Einblicke verschaffen. Clever genutzt, verbessern die Möglichkeiten der digitalen Welt die Kommunikation sowohl zwischen Mediziner:innen als auch zwischen Arzt und Patient und können somit positiven Einfluss auf die Gesundheitsversorgung haben.

    Katharina Klein & Friederike Bloch

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