Springerpool: So entlastet das Konzept Pflegefachkräfte

MEDWING
August 20, 2024

Springerpools sind eine wichtige Reserve bei Pflegepersonalengpässen. Wir erklären das Konzept und seine Vorteile.

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    Personalengpässe und spontane Ausfälle sind in der Pflege an der Tagesordnung. Ein Springerpool kann da Abhilfe und Entlastung schaffen. Was genau ein Springerpool ist, welche Vor- und Nachteile er bietet und wie er funktioniert, erfährst du in unserem Artikel.

    Chronisch unterbesetzte Einrichtungen kommen bei Krankheitsausfällen von Mitarbeitenden schnell an ihre Grenzen. Manche Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime greifen in solchen Fällen deshalb auf einen eigenen sogenannten Springerpool oder Flexipool zurück. Der schützt Pflegefachkräfte davor, ihre freien Tage opfern zu müssen, um spontan Schichten zu übernehmen.

    Was ist ein Springerpool?

    Dass in der Pflege Personalnotstand herrscht, ist bekannt. Um die Versorgung von Patient:innen trotzdem optimal zu gewährleisten, haben viele Kliniken und Heime einen Springerpool etabliert.

    Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Mitarbeitenden, die je nach Bedarf flexibel in verschiedenen Bereichen und Stationen der Einrichtung eingesetzt werden können, wenn es zu Personalausfällen von Pflegefachkräften kommt. Praktisch umgesetzt wird das Prinzip durch die Pflegedienstleitung.

    Während Pflegekräfte im Normalfall einer bestimmten Station zugeordnet sind, haben Springer:innen keinen festen Platz und arbeiten immer dort, wo es gerade nötig ist.

    Ausfallzeitmanagement mit der betriebseigenen Pflege-Reserve

    Oft wissen Springer:innen in einem Pool erst am Morgen, wo sie den Tag über arbeiten werden.Qualifizierungen spielen dabei dennoch eine Rolle. Welche Erfahrungen eine Pflegefachkraft bereits hat, wird beim Einsatz berücksichtigt oder es finden entsprechend lange Einarbeitungsphasen statt.

    Auch die Dauer eines Einsatzes richtet sich nach Bedarf der Einrichtung – und reicht von einem Tag bis hin zu mehreren Wochen.

    Die Arbeit in einem Springerpool ist der Zeitarbeit auf den ersten Blick gar nicht so unähnlich. Als Zeitarbeiter:in arbeitest du allerdings bei einer Firma, die dich in unterschiedlichen Einrichtungen einsetzt.

    Die Einführung dieser Personalreserven soll auch dazu führen, dass Kliniken und Co. weniger auf Kolleg:innen von Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen müssen.



    Vor- und Nachteile von Springerpools für Pflegekräfte und Einrichtungen

    Grundsätzlich sollen Springerpools für Entlastung unter Pflegefachkräften in Gesundheitseinrichtungen sorgen. Folgende Vor- und Nachteile bietet das Konzept:

    Pro Springerpool:

    • Springerkonzepte sorgen für verlässliche Arbeitszeiten und Entlastung. Dies führt zu einer verbesserten Gesundheit und Zufriedenheit des Personals.
    • Einrichtungen müssen keine teuren Zeitarbeitskräfte einstellen und die Springer:innen kennen die Arbeitsabläufe meist schon.
    • Die Mitarbeiter:innen können je nach Bedarf in verschiedenen Abteilungen eingesetzt werden, um Engpässe auszugleichen.
    • Es wird vermieden, dass bestimmte Bereiche unterbesetzt sind, während andere eventuell überbesetzt sind. Dadurch werden Ressourcen effizienter genutzt.
    • Die Qualität der Patientenversorgung bleibt bestehen.
    • Die Organisation des Schichtersatzes kostet durch den Zugriff auf einen etablierten Springerpool weniger Zeit.
    • Stationen oder Betten müssen nicht mehr aufgrund von Fachkräftemangel geschlossen werden.
    • Überstunden lassen sich vermeiden, was wiederum zu einer reduzierten Arbeitsbelastung beim Personal führt.
    • Die Einhaltung von Erholungszeiten trägt zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung bei.
    • Die Vergütung ist für Springer:innen im Pflegebereich aufgrund der Bereitschaft zur Flexibilität oftmals höher.
    • Da Pflegekräfte in einem Springerpool Schichtwünsche äußern können, sind die Arbeitszeiten sehr flexibel.
    • Da Springer:innen in ihrer Arbeit nicht nur auf eine Station beschränkt sind, können sie sich ein breites Fachwissen aneignen.
    • Für Eltern kann die zeitliche Flexibilität eine gute Möglichkeit darstellen, Arbeit und Familie besser zu vereinbaren.

    Contra Springerpool:

    • Wer als Springer:in arbeitet, muss sich regelmäßig schnell an neue Arbeitsumgebungen und Teams anpassen. Dadurch steigt der Arbeitsdruck, was sich möglicherweise durch ein zu hohes Stresslevel und eine gesteigerte Arbeitsbelastung zeigt.
    • Springer:innen haben möglicherweise weniger Bezug zu den Patient:innen oder Bewohner:innen einer Station.
    • Wer in verschiedenen Bereichen eingesetzt wird, benötigt zum Teil eine längere Einarbeitungszeit.
    • Aufgrund des ständigen Wechsels haben Springer:innen es schwerer, eine Verbindung zu Kolleg:innen aufzubauen.


    Pflegedienstleitung bei der Personalplanung


    Mit welcher Bezahlung können Pflegefachkräfte im Springerpool rechnen?

    Wie die Teilnahme am Springerpool entlohnt wird, handhaben Einrichtungen ganz unterschiedlich. Die Bezahlung hängt nicht nur von Qualifikation, Position und Erfahrung einer Pflegekraft ab, sondern auch von den Tarifverträgen, die in der jeweiligen Einrichtung gelten.

    Meistens orientiert sich die Bezahlung am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Die genaue Eingruppierung und das Gehalt richten sich dann wiederum nach der individuellen Stellung innerhalb der Entgeltgruppen und den dazugehörigen Erfahrungsstufen.

    Manchen Springer:innen werden zusätzlich zum Gehalt ein Bonus (Einspringprämie) und zusätzliche Urlaubstage gewährt, andere bekommen eine Flexibilitätszulage. Auch die Dauer und Häufigkeit der Einsätze im Springerpool können sich auf die Bezahlung auswirken. Wer auf die Abgabe von Wunschschichten verzichtet, kann oft ebenfalls von einem zusätzlichen Bonus profitieren.

    Das Helios Klinikum in Krefeld zahlt zum Beispiel eine Pflegezulage von 300 Euro brutto monatlich und zusätzlich 300 Euro bei einem Verzicht auf Wunscharbeitszeit. Und der Landkreis Passau hat geregelt, dass Springer:innen monatlich eine Zulage von 350 Euro brutto sowie drei Tage Zusatzurlaub neben dem gesetzlichen Anspruch erhalten. Das Universitätsklinikum Tübingen bietet eine freie Gestaltung des Dienstplans, drei zusätzliche freie Tage, eine Zulage von 150 Euro brutto zum monatlichen Gehalt und eine freie Wahl des Beschäftigungsumfangs.


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    Erfolgskonzept Springerpool: Diese Einrichtungen gehen mit gutem Beispiel voran

    Eine groß angelegte Investition in Springerpools plant aktuell das Land Bayern. Mit einer Summe von 7,5 Millionen Euro investiert der Freistaat zunächst in 30 Modellprojekte, 20 davon in der stationären und zehn in der ambulanten Pflege. Dadurch sollen die Arbeitsbedingungen von Pflegefachkräften verbessert und Leiharbeit reduziert werden.

    Mit gutem Beispiel voran geht unter anderem bereits die Caritas in Dortmund. Schon 2017 wurde ein Mitarbeiter-Pool für sieben stationäre Einrichtungen ins Leben gerufen, der auch die ambulante Pflege und die drei Einrichtungen der Tagespflege abdeckt.

    Ziel ist es, die Betreuung in den Einrichtungen in der gewohnten Qualität auch bei urlaubs- und krankheitsbedingtem Personalausfall zu gewährleisten. Für ihre Flexibilität bekommen die Pflegekräfte eine finanzielle Zulage sowie eine Mobilitätspauschale oder einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt.

    Noch länger arbeitet die Kreisklinik Roth in Franken erfolgreich mit einem Springerpool. Seitdem er 2013 ins Leben gerufen wurde, hat das Modell jede Menge Entlastung unter den Pflegekräften gebracht. Zahlreiche Ausfallschichten wurden ausgeglichen und verhindert, dass Mitarbeiter:innen aus ihrem Frei einspringen mussten.

    Ebenso lange gibt es den Springerpool der Universitätsmedizin Mainz. Mit dem Ziel gegründet, kurz- und mittelfristige Personalengpässe zu kompensieren, besteht das Team inzwischen aus insgesamt 15 Fachgesundheits- und Krankenpfleger:innen. Sie werden im Dreischichtsystem in den Intensivbehandlungsbereichen eingesetzt. 45 Mitarbeitende befinden sich im allgemeinen Springerpool in Voll- oder Teilzeit.

    Diese und viele weitere Erfolgsmodelle zeigen, dass das Konzept Springerpool in der Alten- und Krankenpflege durchaus funktioniert und Beschäftigten die erforderliche Unterstützung bieten kann.

    Ob die Arbeit in einem Springerpool für dich infrage kommt, hängt von deinen Interessen und Bedürfnissen ab. Um für dich herauszufinden, ob der Job etwas für dich ist, kannst du dir folgende Fragen stellen: Träumst du von einer besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Familie? Bist du flexibel und reizt es dich, täglich oder wöchentlich in andere Bereiche deiner Einrichtung zu schnuppern? Lohnen sich die Boni, die du für deine Flexibilität erhältst? Kannst du alle Fragen mit Ja beantworten, kann es Sinn machen, den Schritt zu wagen – für dein Privatleben und deine Karriere.

    Katharina Klein

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