Hypertonietag: Ursachen, Gefahren und Therapie von Bluthochdruck

MEDWING
August 20, 2024

Am Welt-Hypertonie-Tag 2023 informieren wir über die Volkskrankheit Bluthochdruck und wie du ihn vermeidest.

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    Am 17. Mai ist Welt-Hypertonie-Tag. Wir klären auf über Gefahren und Folgen von zu hohem Blutdruck und was dagegen helfen kann. Außerdem informieren wir dich über die idealen Blutdruckwerte bei Erwachsenen.

    Der Welt-Hypertonie-Tag ist ein Aktionstag, der auf Bluthochdruck und seine Folgen aufmerksam machen und das Bewusstsein für die Erkrankung schärfen soll.

    Nicht umsonst wird erhöhter Blutdruck als „stiller Killer“ bezeichnet. Er macht sich oftmals nicht durch Symptome bemerkbar. Wenn zu hoher Blutdruck jedoch über Jahre unentdeckt bleibt, kann das schwerwiegende Folgen für das Herz-Kreislauf-System und die Organe haben.

    Bluthochdruck gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen. Er entsteht, wenn der Druck in den Gefäßen dauerhaft zu hoch ist. Zum Beispiel durch Stress, übermäßige Arbeitsbelastung oder organische Erkrankungen.

    Vermutlich misst du als Pflegefachkraft bei deinen Patient:innen regelmäßig den Blutdruck. Aber hast du auch deine eigenen Werte im Blick? Wir erklären dir im nachfolgenden Artikel, warum eine regelmäßige Kontrolle so wichtig ist.


    Hochdruckliga Blutdruckmessung Aufforderung


    Welche Aufgabe hat der Blutdruck im Körper und wie funktioniert er?

    Der Blutdruck stellt die Blutzirkulation im gesamten Organismus sicher, um ihn so ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.

    Bei jedem Herzschlag wird deshalb Blut aus dem Herzen direkt in die Blutgefäße gepumpt. Dabei übt das Blut von innen heraus Druck auf die Gefäßwände von Arterien und Venen. Genau deshalb ist ein zu hoher Druck auf Dauer schädlich. Denn Herz, Gehirn, Nieren und Augen leiden unter der ständig hohen Druckbelastung auf die Gefäßwände.

    In Ruhe schlägt das menschliche Herz etwa 70 Mal pro Minute. Bei Frauen etwas schneller als bei Männern, da ihre Herzen kleiner sind und deshalb eine größere Pumpleistung aufbringen müssen.

    Diastolischer und systolischer Blutdruck

    Um den Blutdruck zu ermitteln, wird in der Medizin zwischen zwei Messgrößen unterschieden, dem diastolischen und dem systolischen Wert.

    Bei der Anspannungsphase des Herzens (Systole genannt) ziehen sich die Herzkammern zusammen und pumpen das Blut aus dem Herzen in den Lungen- und Körperkreislauf. Wenn sich das Herz am stärksten zusammengezogen hat, ist der Blutdruck am höchsten. Dieser Wert wird als systolischer Blutdruck bezeichnet.

    Als diastolischer Blutdruck wird der niedrigste Druck bezeichnet, der entsteht, wenn der Herzmuskel entspannt ist, bevor er sich wieder ausdehnt, um sich mit Blut zu füllen.

    Schwankungen des Blutdrucks im Verlauf des Tages sind bei jedem Menschen völlig normal und unter anderem abhängig von körperlicher und seelischer Belastung, dem Wetter und den Temperaturen und der Tageszeit.


    Frau misst ihren Blutdruck in der Küche


    Der Blutdruck orientiert sich an einem Tagesrhythmus, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Bedeutet: Morgens zwischen 8 und 9 Uhr kommt es zu einem ersten Gipfel, mittags erfolgt meist ein Abfall der Werte und am späten Nachmittag erhöhen sie sich erneut. Während der Nachtstunden sollte der Blutdruck hingegen stärker abfallen.

    Wut, Stress und Ärger lassen ihn blitzartig in die Höhe schießen, da die Stresshormone Cortisol und Adrenalin dafür sorgen, dass das Herz schneller schlägt. Liegen wir entspannt auf dem Sofa, meditieren oder machen Yoga, sind die Blutdruckwerte bei gesunden Menschen normalerweise wieder niedriger.

    Zu hoher Blutdruck: Was sind die Gefahren?

    Ist der Blutdruck dauerhaft erhöht, besteht die Gefahr, dass die kleinen und großen Blutgefäße Schaden nehmen. Mit schwerwiegenden Folgen für Herz-Kreislauf-Gesundheit und Organe.

    Denn Schädigungen und Verengungen der Gefäße können die Entstehung einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) bedingen, zu Gefäßentzündungen führen und die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen sowie den Blutfluss einschränken. Hoher Blutdruck gilt deshalb als ein Hauptrisikofaktor für Herzinfarkte und Schlaganfälle.


    Folgeerkrankungen durch Bluthochdruck


    Auch den Herzmuskel kann ein zu hoher Blutdruck langfristig schädigen. Weil das Herz das Blut ständig mit höherem Aufwand in die Blutgefäße pumpen muss, passt sich der Herzmuskel an und die Herzmuskelfasern verdicken sich. Unbehandelt kann erhöhter Blutdruck außerdem zu einer chronischen Herzschwäche führen.

    Da sich hoher Blutdruck kaum oder in sehr allgemeinen Symptomen zeigt, besteht die Gefahr, dass er erst dann erkannt wird, wenn Patient:innen bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben. Deshalb raten Expert:innen dazu, ab einem Alter von 40 Jahren seinen Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Auch, wenn er bislang unauffällig war.

    Blutdruck: Welche Werte sind normal?

    Für die Ermittlung des Blutdrucks werden grundsätzlich beide Messwerte in die Beurteilung mit einbezogen, der obere und der untere.

    Der vordere Wert, der bei der Messung auf dem Display erscheint, bezeichnet dabei den systolischen Blutdruck (120/80 mmHg). Der hintere (120/80 mmHg) den diastolischen.

    Allgemein gilt in Deutschland laut aktueller europäischer Leitlinie aus dem Jahr 2018 ein Wert von 120/80 mmHg bei Erwachsenen von 18 bis 79 Jahren als Optimalwert.

    Erst ab einem Alter von 80 Jahren erhöhen sich die Grenzwerte, ab denen zu einer medikamentösen Therapie geraten wird, auf 160/90 mmHg.

    Für Kinder und Jugendliche gelten andere Werte. Sie sollten grundsätzlich einen niedrigeren Blutdruck haben als Erwachsene.


    Gesunde Lebensmittel gegen Bluthochdruck


    Von einem erhöhten Blutdruck sprechen Mediziner, wenn er nicht nur zwischenzeitlich durch belastende Lebenssituationen, Aufregung oder Stress erhöht ist, sondern über einen längeren Zeitraum die Grenzwerte erreicht oder überschreitet. Vereinzelt zu hohe Messungen sind also noch kein Grund zur Sorge.

    Ab welchen Werten mit einer medikamentösen Therapie begonnen und wie stark der Blutdruck gesenkt werden sollte, hängt aber nicht nur vom Alter, sondern auch vom kardiovaskulären Risiko der Patient:innen und von bestehenden Vorerkrankungen ab.

    Die Medizin orientiert sich hierzulande aktuell an folgenden Vorgaben:

    • Bis zu einem Wert von bis zu 130/90 mmHg liegt der Blutdruck im normalen Bereich.
    • Bei Werten zwischen 130-139/85-89 mmHg ist von einem hochnormalen Blutdruck die Rede.
    • Bei Werten zwischen 140-159/90-99 mmHg liegt eine Hypertonie Grad 1 vor.
    • Eine Hypertonie Grad 2 zeichnet sich durch Werte zwischen 160-179/100-109 mmHg aus.
    • Von einer Hypertonie Grad 3 wird dann gesprochen, wenn die Werte bei über 180/über 110 mmHg liegen.

    Der Blutdruck kann aber auch ins Gegenteil schwanken. Von einem tiefen Blutdruck (Hypotonie) ist die Rede, wenn die Werte dauerhaft bei oder unter 100/60 mmHg (Frauen) oder 105/65 mmHg (Männer) liegen. Oftmals spüren Betroffene nichts davon, gelegentlich äußert sich (zu) niedriger Blutdruck aber in Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen.


    Pfleger misst den Blutdruck von reifem Patienten während des Besuchs zu Hause


    Blutdruck messen: So geht’s richtig

    Patient:innen, bei denen bereits hoher Blutdruck diagnostiziert wurde oder bei denen es bei mehreren Arztmessungen Auffälligkeiten gab, sollten täglich morgens und abends ihren Blutdruck kontrollieren.

    Dafür eignen sich Messgeräte fürs Handgelenk oder den Oberarm. Sehr präzise lassen sich die eigenen Blutdruckwerte mit einer Langzeitblutdruckmessung über 24 Stunden ermitteln, bei denen das Messgerät in der Arztpraxis angebracht und einen Tag und eine Nacht lang getragen wird.

    Ob letztendlich ein behandlungsbedürftiger Blutdruck vorliegt, hängt davon ab, wo und wie gemessen wurde. In der ärztlichen Sprechstunde gilt ein Wert von 140/90 mmHg, der im Schnitt an zwei Tagen ermittelt wurde, als zu hoch.

    Im Rahmen der Selbstmessung zu Hause müssen an sieben aufeinanderfolgenden Tagen Werte über 135/86 mmHg auftreten, damit von Bluthochdruck die Rede ist.

    Bei einer 24-Stunden-Blutdruckmessung ist der Mittelwert aus Tag- und Nachtwerten entscheidend und sollte 130/80 mmHg nicht überschreiten.


    Anleitung zum Blutdruckmessen


    Folgende Hinweise solltest du berücksichtigen, wenn du zu Hause deinen Blutdruck misst:

    • Kontrolliere den Blutdruck immer zur gleichen Tageszeit. Am besten morgens direkt nach dem Aufstehen und abends vorm Schlafengehen. Falls du bereits Blutdrucksenker einnimmst, miss vor der Tabletteneinnahme.
    • Miss immer an dem Arm, der einen höheren Blutdruck aufweist. Vergleiche dafür bei der ersten Messung beide Armseiten miteinander, um herauszufinden, wie sich die Werte unterscheiden.
    • Mache vor jeder Blutdruckmessung eine kurze Pause von drei bis fünf Minuten, setze dich bequem auf einen Stuhl und stelle die Beine nebeneinander auf dem Boden auf.
    • Lege die Manschette am Oberarm immer auf Herzhöhe an, aber nicht zu stramm. Es sollte noch ein Finger gut unter die Manschette passen.
    • Wenn du deinen Blutdruck am Handgelenk misst, stütze deinen Ellbogen leicht auf einem Tisch ab und hebe das Handgelenk auf Herzhöhe an.
    • Bleibe während der Messung ruhig sitzen, bewege dich nicht und rede nicht.
    • Nimm nach etwa zwei Minuten eine zweite Messung vor und notiere den niedrigeren Wert.

    Ohne Messgerät lässt sich ein hoher Blutdruck übrigens kaum feststellen. Denn entweder zeigt Bluthochdruck gar keine Symptome oder sie sind sehr diffus und treten auch bei vielen anderen Krankheitsbildern auf. So zum Beispiel Schwindel, Kopfschmerzen oder innere Unruhe.

    Bluthochdruck: Was sind die Ursachen?

    Bluthochdruck gilt in den westlichen Ländern als Zivilisationskrankheit. Kein Wunder, entsteht er doch oft durch schlechte Ernährung, zu viel Stress, Übergewicht und mangelnde Bewegung.

    In diesem Fall wird von primärer Hypertonie gesprochen, der keine krankheitsbedingten Ursachen zugrunde liegt. Der Großteil der Betroffenen (rund 90 bis 95 Prozent) leidet unter dieser Form von Bluthochdruck.

    Weitaus seltener kommt eine sekundäre Hypertonie vor, die aus einer Erkrankung entsteht. Dazu zählen zum Beispiel Nierenerkrankungen, aber auch eine Überproduktion der Hormone Aldosteron und Cortisol sowie der Schilddrüsenhormone.

    Während der Schwangerschaft kann es ebenfalls häufiger zu Bluthochdruck kommen, was dem ungeborenen Kind schaden kann. Deshalb wird im Rahmen der Vorsorgetermine der Blutdruck regelmäßig kontrolliert.

    Wichtig: Auch junge und schlanke Menschen, von denen man es eigentlich nicht erwarten würde, können unter Bluthochdruck leiden. Deshalb solltest du auch dann deinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren, wenn du normalerweise nicht zur Risikogruppe zählst.


    Schwangere misst Bludruck


    Therapie: Bluthochdruck erfolgreich senken

    Ergibt die regelmäßige Selbstmessung oder die Langzeitmessung in der Arztpraxis erhöhte Werte, wird abhängig vom Grad der Hypertonie und dem Vorliegen weiterer Risikofaktoren entschieden, wie die Behandlung aussieht.

    Meist wird Betroffenen zunächst empfohlen, ihren Lebensstil zu ändern. Das kann der Entstehung einer Hypertonie nicht nur vorbeugen oder sie verzögern, sondern auch eine medikamentöse Therapie bei Hypertonie Grad 1 verhindern oder die benötigte Dosierungsmenge eines Medikamentes senken. Im Anschluss an eine (erfolglose) Lebensstiländerung können blutdrucksenkende Medikamente den Wert auf unter 140/90 mmHg senken.

    7 Tipps, wie du deinen Blutdruck langfristig positiv beeinflussen kannst:

    • Bewege dich im Alltag regelmäßig und treibe Sport. Zwar steigt der Blutdruck durch körperliche Bewegung kurzzeitig an. Auf längere Sicht sinkt er aber, weil die Blutgefäße durch die Bewegung trainiert und elastischer werden.
    • Reduziere deinen Salzkonsum.
    • Achte auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung, die aus reichlich Früchten, Gemüse, Vollkornprodukten und einem geringen Fettanteil besteht.
    • Versuche, Übergewicht zu vermeiden.
    • Eigne dir Stressbewältigungsprogramme wie Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung an.
    • Höre auf zu rauchen.
    • Trinke weniger Alkohol.

    Sofern dein Blutdruck medikamentös behandelt werden muss, stehen mehrere Blutdrucksenker mit unterschiedlichen Wirkweisen zur Auswahl.

    Die Deutsche Hochdruckliga empfiehlt eine Therapie mit Diuretika, ACE-Hemmern, AT-1-Rezeptor-Antagonisten (Sartane), Betablockern oder Calciumantagonisten.

    Sofern durch die Therapie mit einem Präparat keine befriedigenden Ergebnisse erzielt werden, kommt der Wechsel auf eine andere Arzneistoffklasse infrage. Alternativ kann zu einer Kombitherapie aus mehreren Wirkstoffen übergegangen werden. Lasse dich dazu in deiner Arztpraxis beraten.

    Vermeintliche Hausmittel gegen Bluthochdruck wie Hibiskus- oder Hagebuttentee oder Rote Beete-Saft sollten bei diagnostiziertem Bluthochdruck übrigens keine Alternative zur medikamentösen Therapie darstellen.

    Ohne den richtigen Druck im Körper kann das Blut nicht ausreichend fließen und unsere Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Er hat also eine sinnvolle Aufgabe in unserem System. Problematisch wird es nur dann, wenn der Druck dauerhaft zu hoch ist. Vor allem Menschen, die unter starkem Stress stehen, sind gefährdet. Das kennst du sicherlich zum Beispiel auch aus deinem Job, wenn du mal wieder von einem Patient:innenzimmer zum nächsten hetzen musst, um in deiner Schicht alles zu erledigen. Nimm den Welt-Hypertonietag zum Anlass, in Zukunft gut auf deinen Blutdruck zu achten. So kannst du rechtzeitig handeln und mit den richtigen Maßnahmen gegensteuern, falls er die Grenzwerte langfristig überschreitet.

    Katharina Klein

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