Wertschätzung in der Pflege: Diese Berufe liegen vorne

In einer von MEDWING durchgeführten Umfrage zu den aktuellen Arbeitsbedingungen in der Pflege wurden die Angaben von examinierte Kranken- und Altenpflegern verglichen. Hierbei ist herausgekommen, dass sich in der Altenpflege deutlich mehr Pflegekräfte von den Patienten wertgeschätzt fühlen als in der Krankenpflege. Bei einem anschließenden Vergleich zwischen den unterschiedlichen Fachabteilungen aus der Alten- und Krankenpflege fiel die wahrgenommene Wertschätzung ähnlich aus. Im letzten Schritt wurde die Wertschätzung der Patienten mit der wahrgenommenen Wertschätzung durch Arbeitgeber und der Gesellschaft verglichen.

Bei der MEDWING Umfrage beantworteten die Umfrageteilnehmer neben generellen Angaben zu Jobposition, Träger oder Fachabteilung, Fragen zu den aktuellen Arbeitsbedingungen in der Pflege 2018. Insgesamt haben an der Umfrage deutschlandweit über 2.700 Pflegekräfte teilgenommen – von examinierten Gesundheits- und Krankenpflegern, Altenpflegern bis hin zu Pflegedienst- und Wohnbereichsleitern.

Im ersten Teil unserer Umfragereihe kam heraus, dass in der Altenpflege ein Pfleger für zu viele Patienten zuständig ist. Im nächsten Schritt schauen wir uns nun genauer die Bereiche der Kranken- und Altenpflege an.

Generelle Angaben über die Alten- und Krankenpfleger

Bevor wir jedoch detaillierter auf die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen in der Kranken- und Altenpflege eingehen, werfen wir zunächst einen genaueren Blick auf die jeweiligen Hintergründe der Umfrageteilnehmer. Hier sind nämlich auch bereits einige spannende Ergebnisse zum Vorschein gekommen.

Beispielsweise gab ein Großteil der examinierten Gesundheits- und Krankenpfleger mit rund 16 % an, auf einer Intensivstation zu arbeiten. Rund 12 % waren bei einem ambulanten Pflegedienst angestellt und 8 % gaben an, in stationären Pflegeeinrichtungen tätig zu sein. Grundsätzlich war etwas weniger als die Hälfte der Umfrageteilnehmer aus der Krankenpflege bei öffentlichen Trägern angestellt, gefolgt von privaten Trägern. Bei kirchlichen Trägern arbeiteten die wenigsten.

In der Altenpflege hingegen sah es ganz anders aus. Hier war rund die Hälfte bei privaten Trägern angestellt. Des Weiteren gaben über die Hälfte der examinierten Altenpfleger, rund 59 % an, in stationären Pflegeeinrichtungen zu arbeiten. Ein Viertel war bei ambulanten Pflegediensten angestellt. In der Geriatrie hingegen waren nur 2 % tätig.

In der ambulanten Pflege ist die Wertschätzung der Patienten am größten

Grundsätzlich fühlten sich vor allem Altenpfleger von den Patienten sehr wertgeschätzt. Rund 81 % aller examinierten Altenpfleger gaben an, dass sie sich eher von den Patienten wertgeschätzt fühlten. In der Krankenpflege fiel die wahrgenommene Wertschätzung etwas geringer aus. Hier gaben nur rund 66 % der Krankenpfleger an, sich von den Patienten wertgeschätzt zu fühlen.

Da stellt sich die Frage, ob die höhere wahrgenommene Wertschätzung nicht auch mit den Eigenschaften der Patienten zusammenhängen könnte. Normalerweise handelt es sich hierbei nämlich um ältere Generationen, die oftmals alleine zu Hause oder in stationären Pflegeeinrichtungen leben. Geht man nun in der Analyse einen Schritt weiter und schaut sich die unterschiedlichen Fachabteilungen im Detail an, heben sich vor allem die ambulanten Dienste und die stationären Pflegeeinrichtungen von den anderen Bereichen deutlich ab. In beiden Bereichen fällt nämlich die wahrgenommene Wertschätzung durch die Patienten besonders hoch aus. Am höchsten ist sie sogar bei den ambulanten Pflegediensten. Hier fühlen sich über 85 % der Befragten von den Patienten wertgeschätzt.

Eine Erklärung dafür könnte z.B. sein, dass gerade durch die täglichen Besuche über einen längeren Zeitraum eher die Möglichkeit besteht, eine engere Beziehung zu den Patienten aufzubauen. Neben dem wachsenden Alter stellt nämlich auch die steigende Vereinsamung der Bevölkerung ein gravierendes gesellschaftliches Problem für Deutschland dar. Während es die jüngere Generation immer mehr in Ballungsgebiete treibt, vereinsamt die ältere Bevölkerung. Gerade in Einsamkeit ist man besonders dankbar für jegliche Formen der Aufmerksamkeit und Fürsorge.

Von der Gesellschaft fühlt man sich in der Pflege kaum wertgeschätzt

Auch was den Spaß an der Arbeit an sich anging, lagen Altenpfleger über den Krankenpflegern. Hier gab fast die Hälfte der Altenpfleger an, sehr viel Spaß an der Arbeit an sich zu haben. Wertschätzung scheint hierbei also schon zumindest eine kleine Rolle zu spielen.

Traurigerweise sieht es bei der Wertschätzung durch die Gesellschaft und der eigenen Einrichtungen ganz anders aus. Sowohl in der Altenpflege als auch in der Krankenpflege schnitten beide Bereiche extrem schlecht ab. Nur rund 5 % der Krankenpfleger fühlten sich vollständig von der Gesellschaft wertgeschätzt und von der eigenen Einrichtungen nur ca. 6 %. Die empfundene Wertschätzung der Altenpfleger fiel hier sehr ähnlich aus.

Gerade solche Ergebnisse sollten einen zum Nachdenken anregen, wenn man einmal bedenkt, dass in Deutschland momentan Pflegekräfte händeringend gesucht werden. Hat der extreme Fachkräftemangel in Deutschland möglicherweise neben der Bezahlung auch etwas mit der geringen gesellschaftlichen Wertschätzung zu tun?

Hier sollte man sich vielleicht einmal selber folgende Frage vor Augen führen: Wer hat schon Spaß auf einen anstrengenden Job, der der Gesellschaft zugutekommt, wenn dieser noch nicht einmal vom Rest der Bevölkerung, geschweige denn der eigenen Einrichtung angemessen honoriert wird?