Das Vorstellungsgespräch ist gut gelaufen und dein potenzieller Arbeitgeber hat dich zum Probetag eingeladen? Glückwunsch! Und jetzt nur keine Panik! Hier beantworten wir in zehn wichtigen Fragen alles, was du rund um das Thema Hospitation wissen solltest.
Probetage werden in der Pflege oft Hospitation genannt. Diese absolvierst du im Vorfeld eines möglichen Arbeitsverhältnisses. Nicht in allen Unternehmen ist dies üblich. Doch gerade in Krankenhäusern und Altenheimen ist es oft gewünscht und auch sinnvoll. Denn so kann sich nicht nur das Team ein Bild von dir machen, sondern auch du kannst entscheiden, ob der Arbeitgeber zu dir passt. Teamarbeit und Organisation sind in Pflegeberufen besonders wichtig. Daher ist es gut, sich vorher zu vergewissern, dass die Arbeitsbedingungen der Verantwortung, die du tragen wirst, angemessen sind und ob du gut mit den Kollegen zusammenarbeiten kannst
Gut zu wissen: Probetag klingt zwar fast genauso wie Probezeit, meint aber zwei komplett unterschiedliche Dinge. Die Probezeit wird nach erfolgreicher Bewerbung im Arbeitsvertrag festgelegt und beträgt maximal sechs Monate. In dieser Zeit kann das Unternehmen den neuen Arbeitnehmer mit einer verkürzten Frist von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen kündigen. Auch der Arbeitnehmer kann das Arbeitsverhältnis mit zweiwöchiger Kündigungsfrist beenden.
Die Dauer der Hospitation ist nicht gesetzlich geregelt. Für Pflegekräfte machen mehrere Tage Sinn, wenn sie die Abläufe in verschiedenen Krankenhausstationen kennenlernen sollen oder die Tagesstruktur im Pflegeheim. Aber Achtung: Länger als fünf Tage solltest du nicht ohne Vergütung arbeiten, um dich nicht als billige Arbeitskraft ausnutzen zu lassen.
Gut zu wissen: Unseriöse Einrichtungen erkennst du daran, dass sie dich ohne Bewerbungsgespräch zum Hospitieren einladen und das vielleicht gleich für mehrere Wochen, dass du alle Aufgaben selbst erledigen musst, dass es kein Vor- und Nachgespräch gibt und dass sie mit dir keine schriftliche Vereinbarung treffen wollen.
Für die Hospitation darf kein Arbeitslohn gezahlt werden, wenn sie im Rahmen eines sogenannten Einfühlungsverhältnisses geschieht. Andernfalls bestünde für diese Zeit ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Rechtlich gesehen würde es sich dann um Probearbeiten handeln, allerdings laden viele Arbeitgeber zur Probearbeit ein, meinen damit aber lediglich Kennlern- oder Schnuppertage.Lass die Bedingungen deiner Probetage deshalb am besten schriftlich festhalten, damit du auf der sicheren Seite bist, falls es später zu einem Konflikt kommt.
Gut zu wissen: In der Vereinbarung kann auch formuliert werden, dass das Unternehmen dir eine Aufwandsentschädigung zahlt oder die Fahrtkosten erstattet, es sich dabei jedoch nicht um eine Arbeitsvergütung handelt.
Nein. Während deiner Hospitation arbeitest du weisungsunabhängig und
Arbeitest du jedoch weisungsabhängig und führst konkrete Tätigkeiten wiederholt, vollständig und selbstständig durch, hat dies einen Mehrwert für den Arbeitgeber und er muss dich bezahlen. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn du mehrere Tage in einem Pflegeheim oder Krankenhaus arbeitest und wie eine normal angestellte Pflegekraft die komplette Betreuung der Patienten übernimmst, also dich um die Körperpflege kümmerst, Blut abnimmst, beim Essen hilfst oder auch Reinigungsarbeiten ausführst. Dann hast du Anspruch darauf, dass für deine Arbeit laut §612 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) eine den „Umständen angemessene Vergütung“ erfolgt. Du kannst dies auch, wenn nötig, gerichtlich einfordern.
In deine Hospitation solltest du gut vorbereitet und ausgeschlafen starten. Nicht nur damit du alle Herausforderungen meisterst, sondern auch damit du alles aufmerksam beobachten kannst.Nimm dir für den Tag keine weiteren Termine vor und gehe sicher, dass dein Wecker gestellt ist.Ein gepflegtes Äußeres sollte selbstverständlich sein, vor allem in einem Berufsfeld, in dem Hygiene das A und O ist.
Gehe sicher, dass du weißt, bei wem du dich melden sollst und welche Bereiche du kennenlernen wirst. Informiere dich im Vorfeld über die Einrichtung, ihre Geschichte, Kernkompetenzen und Philosophie, damit du mit Vorwissen punkten kannst.Rechne auch mit unerwarteten Fragen und Aufgaben oder Stresssituationen, um souverän zu reagieren.
Wenn du zum Beispiel noch nie bei einem ambulanten Pflegedienst oder auf einer Kinderstation gearbeitet hast, solltest du dich vorher über die Besonderheiten und die Arbeitsabläufe informieren, damit du weißt, was dich erwartet.Du kannst dir auch überlegen, was dir bei deinem zukünftigen Arbeitgeber wichtig ist und worauf du besonders achten möchtest.
Folgende Checkliste hilft dir bei der Vorbereitung deiner Hospitation:
Alles ist neu, du kommst frisch aus der Pflegeausbildung oder die Arbeitsabläufe sind ganz anders, als du es von deinem alten Arbeitgeber gewohnt bist? Lass dich nicht verunsichern. Das Unternehmen hat dich schließlich eingeladen, weil man sich vorstellen kann, mit dir zu arbeiten. Also sei ruhig selbstbewusst und verhalte dich so, wie du es im normalen Arbeitsalltag tun würdest. So bleibst du authentisch und die zukünftigen Kollegen bekommen keinen falschen Eindruck von dir. Trau dich, Fragen zu stellen und biete aktiv deine Hilfe an. Ideen für Verbesserungen kannst du charmant äußern, allerdings solltest du dich mit allzu forscher Kritik zurückhalten. Das Smartphone bleibt selbstverständlich in der Tasche.
Nach der Hospitation solltest du dir Zeit nehmen, alles Revue passieren zu lassen und dir deine Eindrücke und offenen Fragen notieren. Dies hilft dir auch zu vergleichen, falls du in verschiedenen Einrichtungen zu Gast warst.
Diese Fragen helfen dir, deine Eindrücke zu ordnen und zu bewerten:
Feste Mitarbeiter sind bei Arbeitsunfällen durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Doch eine weisungsunabhängige Hospitation ist kein Arbeitsverhältnis, daher ist es gut, wenn du eine private Unfallversicherung hast.Nur wenn du arbeitslos bist und die Probetage eine Maßnahme der Arbeitsagentur sind, greift die gesetzliche Unfallversicherung im Falle eines Unfalls. Auch wenn du die Probetage selbst organisiert hast, solltest du sie beim Jobcenter anmelden.Wenn du einen Schaden verursachst, ist deine Haftpflichtversicherung dafür zuständig.
Du musst nicht enttäuscht sein, wenn du nach einem Probetag nicht sofort einen Arbeitsvertrag angeboten bekommst. Denn diese haben ja nicht nur für die Pflegeeinrichtung, sondern auch für die Pflegefachkraft Vorteile. Das Pflegeheim oder Krankenhaus testet, ob du ins Team passt und die nötigen Fähigkeiten und Sozialkompetenzen besitzt und du kannst dir ein Bild von der Arbeitsatmosphäre, der Unternehmenskultur, der Stimmung im Team und den Aufgaben machen. Nimm dir Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten und höre auf dein Bauchgefühl. Dann wirst du dir nach der Hospitation sicher sein, ob die Stelle das ist, was du dir wünschst.
Friederike Bloch