John Victor Lopes ist Altenpfleger und Praxisanleiter mit Leib und Seele. Und begeisterter Sportler. Dass beides wunderbar zusammenpasst, sieht man auf seinem Instagram-Kanal, wo er beispielsweise zeigt, was die Pflegeausbildung mit einem Marathonlauf gemeinsam hat. Wir haben ihn zu seiner Arbeit in der Online- und Offline-Welt interviewt.
Wenn man sich John Victor Lopes’ Instagram-Account „johnfit_praxisanleiter_pflege“ anschaut, fallen seine beiden Leidenschaften direkt ins Auge: der Sport und sein Beruf. Seit über 14 Jahren arbeitet der gebürtige Brasilianer in der Pflege. Mittlerweile kümmert er sich in Norddeutschland als regionaler Praxisanleiter um den Pflegenachwuchs der „Residenz-Gruppe“. „Nur wer selbst brennt, kann ein Feuer in anderen entfachen“, steht in seinem Instagram-Profil. Dass John nach diesem Motto lebt und seine Auszubildenden von der Schönheit des Pflegeberufs überzeugen kann, glaubt man im Gespräch mit ihm sofort. Im Interview erzählt uns der 35-Jährige, was ihn antreibt und was er als männlicher Pfleger nicht gerne hört.
John: Ich bin, wie wahrscheinlich viele männliche Pflegekräfte, über den Zivildienst in die Pflege gekommen. Ich hatte nie geplant, in die Pflege zu gehen, aber die Arbeit und der Umgang mit den Bewohner:innen haben mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich habe den Beruf lieben gelernt und direkt nach dem Zivildienst die Ausbildung als Altenpfleger gestartet.
John: Bis vor einem Jahr habe ich noch auf Station gearbeitet, als Wohnbereichsleiter. Jetzt bin ich überwiegend für die Anleitung zuständig, aber das heißt ja auch, Auszubildende im Dienst zu begleiten. Aber einen Schichtplan mit eigenen Diensten habe ich nicht mehr.
John: Als regionaler Praxisanleiter betreue ich viele Auszubildende und jede Einrichtung ist anders. Man muss sich an die neue Generation anpassen und mit der Zeit gehen. Wir haben seit dem letzten Jahr die neue generalistische Pflegeausbildung und das bringt auch neue Herausforderungen. Ich muss jetzt Einblick in mehr Berufsbilder haben.
John: Als ich die Stelle als Praxisanleiter angenommen habe, wollte ich zeigen, wie viel Spaß es mir macht. Es gibt viele Accounts, die die Rahmenbedingungen in der Pflege anprangern und ich habe mir gesagt, das will ich nicht machen. Ich will die Liebe zum Beruf zeigen und das Positive hervorheben, weil man damit auf Instagram viel mehr Leute erreichen kann, gerade junge Menschen. Natürlich auch in der Hoffnung, dass jemand sagt, cool, das will ich auch machen und sich für die Pflege entscheidet. Ich möchte auf Social Media für den Beruf werben, denn Fachkräfte sind Mangelware in der Pflege.
John: Zweimal ist das vorgekommen, dass jemand gesagt hat, ich schnupper da jetzt mal rein. Einer ist drangeblieben und macht die Ausbildung. Sonst bekomme ich über Instagram auch viel Resonanz, dass der Beruf die Leute zumindest interessiert. Es gibt viele Pflegekräfte, die über ihren Job meckern, aber trotzdem noch in der Pflege arbeiten. Es muss ja etwas geben, warum sie noch da sind. Und das möchte ich hervorheben. Es freut mich auch, dass lokale Zeitungen in meiner Gegend das sehen und darüber berichten.
John: Ich falle dadurch schon ein bisschen auf. Ich mache meinen Sport meistens vor der Arbeit und das ist öfter Thema, weil es für viele verrückt ist, vor dem Frühdienst 20 Kilometer zu laufen. Aber so habe ich in den Pausen ein Gesprächsthema und ich versuche, den Leuten das Thema Sport und Ernährung näherzubringen. In der Pflege reden wir mit den Bewohner:innen, dass sie sich bewegen und auf ihre Ernährung achten sollen und ich sehe, dass viele Pflegekräfte genau das bei sich vernachlässigen. Ich versuche, das den Auszubildenden vorzuleben und Tipps für Sport und Selbstfürsorge zu geben. Sport ist ein super Ausgleich für den stressigen Arbeitsalltag. Die Zeit ist immer drin, auch wenn es nur 20 Minuten sind. Und wenn man einfach spazieren geht.
John: Männliche Pflegekräfte sind sehr geschätzt. Männer im Team bringen eine andere Ausstrahlung und andere Ansichten mit. Oft auch eine direktere Art, zum Beispiel Kritik zu äußern. Und das Interesse an dem Beruf wird unter Männern größer.
John: Ja. Es ist natürlich auch von Haus zu Haus unterschiedlich, aber es gibt inzwischen mehr Teams, in denen auch Männer sind. Das ist von den Einrichtungen auch sehr gewünscht, weil das den Teams sehr gut tun kann.
John: Ich bin kein Freund davon zu sagen, heute ist der Mann da, dann kann der ja die schweren Bewohner:innen pflegen. Nur weil man männlich ist, heißt es ja nicht, dass man stärker ist. Und auch mental sind Männer nicht automatisch „stärker“.
John: Einmal über das Finanzielle, auch wenn sich das in den letzten Jahren schon sehr positiv entwickelt hat. Und über das Thema Karriere, was natürlich nicht nur die Männer betrifft. Dass man die Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigt. In der Pflege ist es sehr schnell möglich, Karriere zu machen. Ich kenne Leute, die als Praktikant angefangen haben und jetzt Einrichtungsleitung sind.
John hat trotz der schwierigen Rahmenbedingungen viele Gründe, warum er den Pflegeberuf liebt. Er teilt sie in den sozialen Medien und fordert seine Follower:innen immer wieder auf, es ihm nachzutun. Denn, egal wieviel die anderen meckern: Sein Ziel, andere mit seiner Motivation anzustecken, wird er mit seinem ganz eigenen Optimismus beharrlich weiterverfolgen.
Interview: Friederike Bloch