Höheres Gehalt: Warum steigen die Löhne in der Altenpflege?

Begeistert von der Vielfältigkeit des Pflegeberufs möchte Friederike wissen, was Pflegekräfte bewegt. Dazu tauscht sie sich gern persönlich mit ihnen aus und lässt das Pflegepersonal in Interviews und Reportagen selbst zu Wort kommen.

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Es gibt gute Nachrichten für Altenpfleger – ihre Gehälter sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das zeigt der aktuelle Entgeltatlas, den die Bundesagentur für Arbeit im Juli veröffentlicht hat. Er gibt Aufschluss über die Lohnentwicklung in Deutschland. Grundlage sind die Sozialversicherungsdaten aller beitragspflichtigen Arbeitsverhältnisse.

Löhne in der Altenpflege steigen an

Demnach verdienten Altenpflegefachkräfte in Vollzeit im letzten Jahr durchschnittlich 3.032 Euro brutto und damit 155 Euro oder 5,4 Prozent mehr als im Jahr 2018. Altenpflegehelfer verdienten 2019 im Schnitt 2.146 Euro. Seit 2015 sind die Löhne in der Altenpflege sogar um 18,6 Prozent gestiegen.

Die Gehälter deutscher Altenpfleger steigen damit auch stärker an als die Gehälter insgesamt. Der Mittelwert aller Berufe und Branchen liegt nur bei einer Lohnerhöhung von 97 Euro oder 2,9 Prozent beziehungsweise bei 10,3 Prozent seit 2015. Allerdings: der deutsche Durchschnittslohn beträgt 3.401 Euro und ist damit immer noch deutlich höher als das Gehalt in der Altenpflege.

Altenpflege wird in den alten Bundesländern besser vergütet

Allerdings ist immer noch ein deutliches Ost-West-Gefälle zu beobachten. Im Osten verdient ein Altenpfleger durchschnittlich 2.707 Euro, während das mittlere Gehalt im Westen bei 3.120 liegt. Zwar stieg der Bruttolohn einer Altenpflegekraft in Sachsen-Anhalt von 2015 bis 2019 um 34,7 Prozent und in Sachsen um 31,2 Prozent. Dennoch liegt er mit 2.532 Euro und 2.557 Euro am unteren Ende der Entgelttabelle. Baden-Württemberg und Bayern liegen mit 3.326 Euro und 3.217 Euro ganz vorne, die mittleren Plätze belegen Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.

München ist Spitzenreiter bei der Vergütung in der Altenpflege

Ein paar weitere, interessante Details: Im Städtevergleich belegt München mit einem Entgelt von 3.488 Euro den ersten Platz und Dresden mit 2.559 Euro den letzten.

Und obwohl die Altenpflege noch immer vor allem von Frauen durchgeführt wird, verdienen männliche Altenpflegefachkräfte mit durchschnittlich 3.122 Euro immer noch 122 Euro mehr als ihre weiblichen Kollegen.

In vielen Bereichen gibt es also noch Nachholbedarf, dennoch lobte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) die Lohnentwicklung seiner Branche. „Der Wettbewerb sorgt für höhere Löhne in der Altenpflege“, sagte Verbandspräsident Rainer Brüderle. „Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung von 2019 auf 2020 fortsetzen wird. Für die Refinanzierung weiter steigender Löhne, muss die Politik die Antwort liefern.“

Diskussion um Tarifvertrag für Altenpflege

Im November 2019 trat das Pflegelöhneverbesserungsgesetz in Kraft. Es sorgt zwar nicht automatisch für höhere Gehälter, soll aber die Entlohnungssituation in der Pflege verbessern, indem insbesondere in der Altenpflege steigende Mindestentgelte festgelegt werden. Außerdem eröffnet es die Möglichkeit eines Tarifvertrages für die gesamte Altenpflegebranche über den die Gewerkschaft ver.di und die eigens neu gegründete Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflege (BVAP) momentan verhandeln. Die BVAP schließt bisher allerdings nur Pflegeeinrichtungen des Arbeitersamariterbundes, der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonischen Dienstgeber Niedersachsen ein. Der BPA und die privaten Pflegeanbieter stehen der BVAP, die ihrer Meinung nach die Tarifautonomie aushebeln will und nur Nischenanbieter vertritt, kritisch gegenüber.

Noch immer herrscht in der Altenpflege ein gravierender Personalmangel, der nur durch bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Vergütung behoben werden kann. Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind weiterhin gefordert, den Beruf der Altenpflegefachkraft wieder attraktiver zu machen und den wirtschaftlichen Wettbewerbsdruck aus der Branche zu nehmen.

Friederike Bloch



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