Berufsbekleidung in der Pflege: wichtige Regeln und Wissenswertes

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Wir haben spannende Fakten und wichtige Regeln zum Thema Berufsbekleidung zusammengetragen. Hättest du alles gewusst?

Wir gehen der Geschichte der Arbeitskleidung in der Pflege auf den Grund, verraten dir, welchen Einfluss die Farbe der Kleidung von Pflegepersonal auf Patient:innen hat, und welche Regeln für die Zahlung der Anschaffung, Reinigung und Instandhaltung der Berufsbekleidung gelten.

Geschichte der Berufsbekleidung in der Pflege

Kasack, Kittel und Co. sind im Leben von Pflegekräften ganz alltägliche Kleidungsstücke. Und alles andere als eine neumodische Erscheinung. Das Tragen von Berufsbekleidung hat eine lange Geschichte und existiert im medizinischen Bereich schon seit Jahrhunderten. Bereits im Mittelalter konnte man anhand der Kleidung den gesellschaftlichen Stand von Medizinern leicht erkennen. Sie diente also schon damals nicht nur zum Schutz, auch wenn modische Aspekte zu der Zeit noch keine Rolle spielten und vor allem die Langlebigkeit im Vordergrund stand.

Die erste Arbeitskleidung im medizinischen Bereich trugen allerdings nicht Ärzte, sondern Krankenpflegerinnen. Das waren damals Ordensschwestern, die sich aus Nächstenliebe um kranke Menschen kümmerten. Ihre Schwesterntracht bestand im Mittelalter aus schlichten, schwarz-weißen Gewändern und Häubchen auf dem Kopf, vergleichbar mit den Kutten der Nonnen von heute.

Hygienische Vorschriften musste medizinische Kleidung erst ab dem 19. Jahrhundert erfüllen, als Mediziner:innen sich intensiv mit der Verbreitung von Bakterien und anderen Keimen beschäftigten. Niemand Geringeres als Robert Koch war der Initiator von zweckmäßigen Kleidungsstücken, die die Gefahr der Keimverschleppungen in Krankenhäusern und OP-Sälen reduzieren sollten. Vor allem der weiße Kittel ist in Arztpraxen und auf Krankenhausstationen nicht mehr wegzudenken. Und das aus einem ganz praktischen Grund: Weiße Kleidung lässt sich besonders heiß waschen, ohne dabei auszufärben. Hohe Temperaturen wiederum töten Bakterien ab und weiße Kleidung hält der Kochwäsche bei 95°C stand. Inzwischen lässt sich aber auch eingefärbte Kleidung problemlos bei hohen Temperaturen keimfrei waschen.


Pflegekraft mit verschiedener berufsbekleidung


Hättest du’s gewusst? Arbeitskleidung ist nicht gleich Arbeitskleidung

Für bestimmte Berufe ist schützende und einheitliche Kleidung unerlässlich, so auch für Angestellte in Medizin und Pflege. Über die Kleidung und ein einheitliches Erscheinungsbild wird nicht nur Zugehörigkeit zu einer Station oder Praxis sowie Professionalität vermittelt. Sie soll ebenso dem Infektionsschutz dienen und daher möglichst hygienisch und gut waschbar sein.

Doch wusstest du, dass nicht alle Begriffe, die für Kleidung am Arbeitsplatz benutzt werden, auch richtig gewählt sind? Denn zwischen Arbeitskleidung, Berufsbekleidung, Dienstkleidung und Schutzkleidung gibt es große Unterschiede in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Und diese sind entscheidend dafür, ob die Arbeitnehmer:innen oder die Arbeitgeber für Anschaffung und Reinigung aufkommen müssen.

Die Empfehlungen dazu wurden von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. erarbeitet und im sogenannten „Kleiderpapier“ zusammengefasst. Dieses Papier dient in der Pflegebranche als anerkannte Arbeitshilfe, um Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen bei den Mindestanforderungen an die Kleiderordnung zu unterstützen:

Arbeits- oder Berufskleidung in Pflegeberufen…

…wird nicht bis ins Detail vom Arbeitgeber vorgeschrieben. Es können also private Hosen, Shirts und Pullover getragen werden, die allerdings aus Baumwolle bestehen und bei 60 Grad waschbar sein müssen. Außerdem sieht das „Kleiderpapier“ als Mindestanforderung vor, dass private Kleidung alle zwei Tage gewechselt wird und ausschließlich im Dienst getragen wird, um Kreuzkontaminationen zu verhindern. Private Straßenklamotten und private Arbeitskleidung sollen außerdem getrennt gelagert werden, zum Beispiel in einem Doppelspind.

Auch Kleidungsstücke, die in einer Branche üblich sind (wie zum Beispiel Kasack, Schlupfkasack oder Kittel), zählen zur Berufskleidung. Eine spezifische Schutzfunktion muss diese Kleidung also nicht zwingend mit sich bringen und Mitarbeitende sind in der Auswahl ihrer Arbeits- und Berufskleidung nur geringfügig eingegrenzt. Grundsätzlich kommen Arbeitnehmer:innen für die Anschaffung, Erhaltung und Reinigung von Arbeits- und Berufsbekleidung selber auf.

Gut zu wissen: Die Anschaffungs- und Reinigungskosten von Arbeits- und Berufskleidung sind steuerlich absetzbar, sofern diese als Voraussetzung zur Erledigung eines Jobs notwendig ist und sie eindeutig nur berufsbezogen getragen wird. Es lohnt sich also, Belege aufzubewahren und am Ende des Jahres in der Steuererklärung als Werbungskosten anzugeben.

Dienstkleidung…

…hingegen schreibt der Arbeitgeber vor. Das Ziel ist, dass alle Mitarbeitenden über ihr einheitliches äußeres Erscheinungsbild als Angestellte zu erkennen sind, keine Keimverschleppung ins Private erfolgt, und die private Kleidung vor Verunreinigungen geschützt wird. Muster, Schnitt und Farbe sind also festgelegt und die Kleidung ist oft mit einem Logo der Einrichtung versehen. Wer sich gegen das Tragen von Dienstkleidung wehrt, muss mit einer Abmahnung und im schlimmsten Fall mit einer Kündigung rechnen, denn der Arbeitgeber hat Weisungsrecht. Vereinbarungen zum Tragen von vorgegebener Dienstkleidung sind als sogenannte „Kleiderordnungen“ in Arbeits- und Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen festgehalten. Anders als bei Berufs- oder Arbeitskleidung kommt die Einrichtung für die Beschaffung und Reinigung der Dienstkleidung auf.

Schutzkleidung in der Pflege und in medizinischen Einrichtungen…

…wird ergänzend zur Berufs-, Arbeits- oder Dienstkleidung getragen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um Kleidungsstücke, die hygienisches Arbeiten garantieren und Arbeitnehmer:innen vor gesundheitlichen Gefahren am Arbeitsplatz schützen. Dazu zählen Schutzbrillen, Masken, Einmalhandschuhe, Kopfhauben, Schürzen oder Kittel. Das Tragen von Schutzkleidung ist gesetzlich vorgeschrieben und diese muss vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. Auch muss er deren Funktionalität und Instandhaltung gewährleisten.



Privatkleidung in der stationären und ambulanten Pflege?

Pflegekräfte, die nicht im Krankenhaus tätig sind, tragen bei der Arbeit oft Privatkleidung. Bewohner:innen von Pflegeheimen und Pflegeempfänger:innen in ihrem häuslichen Umfeld fällt der vertraute Umgang mit dem Pflegepersonal so leichter.

Einige Pflegedienste und -einrichtungen stellen ihren Mitarbeitenden jedoch Kleidung zur Verfügung. Gründe hierfür können eine bessere Erkennbarkeit und Unterscheidung der Berufsgruppen, hygienische Vorschriften oder die Hoffnung auf ein besseres Teamgefühl sein. Das Ablegen der Dienstkleidung nach dem Arbeitstag kann Pfleger:innen auch die Abgrenzung zu ihrer Arbeit und das Abschalten erleichtern. In der ambulanten und stationären Pflege gilt es also, die Vor- und Nachteile von Berufsbekleidung für die Pflegeempfänger:innen und die Pflegekräfte abzuwägen.

Weiß, Grün, Blau und Co.: Bedeutung der Kleiderfarben in der Gesundheitsbranche

Weiß symbolisiert Reinlichkeit, Sauberkeit und Sterilität. Während Ärzt:innen und Arzthelfer:innen in Praxen nach wie vor meistens weiß gekleidet sind, kommt in vielen Einrichtungen aber immer mehr Farbe in die medizinische Berufsbekleidung. Krankenhäuser arbeiten inzwischen mit Farbcodierungen, um Mitarbeiter:innen einzelnen Bereichen zuordnen zu können. Auch wenn jede Einrichtung ihre Kleiderfarben individuell wählen kann, sind übliche Farbtöne zum Beispiel Altrosa für Personal aus der Gynäkologie oder Blau für Angestellte auf der Intensivstation.

Eine Besonderheit gilt allerdings für Kleidung von OP-Personal. Im OP-Saal ist die dominante Farbe von Kittel, Kopfbedeckung und Co. standardmäßig Grün oder Blau. Wer schon mal auf eine weiße Wand oder eine schneebedeckte Landschaft geguckt hat, kann sich denken, warum: Weiße Farbe reflektiert das Licht so stark, dass das Auge noch für ein paar Sekunden Nachbilder erzeugt. Zudem ermüden die Augen durch das helle Licht schneller. Fatal bei Präzisionsarbeit am OP-Tisch. Weiße Kleidung ist für Chirurg:innen deshalb völlig ungeeignet und risikoreich. Derartige Phantombilder entstehen bei grünen oder bläulichen Farben hingegen nicht, weshalb sie im OP problemlos getragen werden können.

Die Medizin macht sich auch die Kraft der Farben und ihren Effekt aufs Wohlbefinden zunutze: Denn Farben haben eine bedeutende Wirkung auf Körper und Psyche. Sie können bestimmte Botschaften aussenden, dadurch unsere Emotionen steuern und auf das Nervensystem einwirken. Grün und Blau stehen in der Farbpsychologie für Hoffnung und Ruhe. Man versucht also, durch die Kleidung die Gefühlslage der Patient:innen positiv zu beeinflussen und ihnen ihre Ängste zu nehmen.

Und, ein letzter, aber ganz pragmatischer Grund: Blutflecken sind auf grünen oder blauen Kleidungsstücken schlechter zu erkennen als auf weißen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Patient:innen nur lokal betäubt werden und während des Eingriffs einen Blick auf ihr Umfeld haben. Die Sicht auf die eigenen Blutspritzer sorgt schließlich nicht unbedingt für Entspannung unterm Skalpell.

Farbsystem erleichtert Reinigung der Dienstkleidung

Nicht nur auf den Stationen sorgt die farbige Kleidung des Personals für einen Wiedererkennungswert. Ein Farbsystem erleichtert auch den Mitarbeiter:innen in der Wäscherei ihren Job. Denn anhand der Farbe des Kleidungsstücks können sie genau erkennen, welches Reinigungsverfahren angewendet werden muss. Schließlich wird Operationskleidung und andere potenziell infektiöse Arbeitskleidung aufgrund spezieller Hygienestandards und der Gefahr von Keimverschleppung mithilfe bestimmter chemischer Verfahren gründlicher gereinigt als andere Kleidungsstücke. Blaue und grüne Kleidung aus dem OP wechselt das Personal aufgrund der hohen Infektiosität deshalb noch vor dem Verlassen des Bereichs.

Wichtige Regel: Warum darf man Dienstkleidung nicht zu Hause waschen?

Eine hygienische Reinigung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um in Krankenhäusern das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Bei Schutzkleidung und Dienstkleidung handelt es sich um potentiell infektiöse Arbeitskleidung, die daher nicht zur Reinigung mit nach Hause genommen werden darf. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, diese Kleidung selbständig zu reinigen und zu desinfizieren. Denn bestimmte Arten von Krankheitserregern werden erst bei 90°C und mehr oder durch chemisch-thermische Waschverfahren abgetötet. Gewöhnliche Waschmaschinen aus dem Privathaushalt können eine konstante Temperatur von 90°C oft nicht gewährleisten – Industriemaschinen schon.

Um die Langlebigkeit der Kleidung zu garantieren, besteht spezielle Arbeitskleidung für Pflegeberufe aus Baumwolle oder einem Baumwollmischgewebe, das Temperaturen von mindestens 60°C und die Reinigung mit einem desinfizierenden Waschmittel aushält. Während farbige Kleidung früher zu empfindlich und daher in der Medizin ein unpraktisches No-Go war, lässt sich moderne bunte Kleidung inzwischen genau wie weiße Wäsche gut bei hohen Temperaturen keimfrei waschen, ohne dass die Materialqualität leidet.

Die richtige Kleidung in der Pflege ist ein wichtiger Punkt der Infektionsprävention, um Mitarbeiter:innen und Patient:innen zu schützen. Sie soll aber nicht nur funktional sein, sondern auch dir und deinen Kolleg:innen gefallen, damit ihr euch im Job wohlfühlt. Umso besser, dass Farben auf den Stationen aus verschiedensten Gründen immer mehr auf dem Vormarsch sind und den Arbeitsalltag dadurch bunter machen.

Katharina Klein


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