Stefan Heyde: Demenz legt sich wie ein Schatten auf das Bewusstsein

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Stefan Heyde


In all den Jahren als Altenpfleger habe ich die tückische Krankheit Demenz kennengelernt. Sei es im Krankenhaus, im Pflegeheim oder auch in der ambulanten Pflege.

Für Pflegekräfte ist die Arbeit mit den betroffenen Personen oft sehr schwer und unberechenbar, denn sie reagieren aufgrund von Kommunikationsproblemen und ihren demenzbedingten Ängsten zum Teil aggressiv. Viele sind froh, wenn sie diese Personengruppe abgeben können. Das ist meine persönliche Erfahrung aus der Zeit in der Pflege, vor allem während meiner Tätigkeit in der Zeitarbeit.

Manche Pflegekräfte vergessen, dass Menschen mit Demenz zwar oftmals keine Personen, Gesichter oder Namen abspeichern können, jedoch sehr feinfühlig auf die jeweilige Stimmung des Gegenüber reagieren. Ist die Pflegekraft im Stress, hat sie einen schlechten Tag oder fühlt sich verunsichert, dann nimmt der Demenzkranke genau dies auf und spiegelt es zurück. Damit wird eine Zusammenarbeit erheblich erschwert, denn der Demenzkranke fühlt sich nicht geborgen und sicher.

Sicherheit und Geborgenheit sind enorm wichtig für demente Menschen

Gerade diese beiden Gefühle sind enorm wichtig für diese Menschen, denn für sie ist alles unübersichtlich. Jeden Moment können sie sich von der einen auf die andere Minute fremd fühlen, jeder Tag birgt neue Situationen, auf die sie sich nicht vorbereiten können. Sie fühlen sich wie ein Fremdkörper in einer sich ständig verändernden Welt.

Was mir bei der Arbeit mit dementen Pflegebedürftigen immer geholfen hat, war Menschlichkeit, Einfühlungsvermögen und Geduld. Ich versuche mich in den jeweiligen Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, warum er oder sie sich jetzt so fühlt und so handelt. Diese Eigenschaften waren und sind für mich genauso wichtig, wie eine gute Fachkenntnis und Weiterbildung.

**Auch in meiner Alltagsbegleitung darf ich demente Menschen begleiten. Die Demenz ist ein größer werdender Schatten, der ihr Bewusstsein nach und nach einnimmt. Ich kann ihn nicht vertreiben, aber ich kann diesen Menschen Sicherheit, Geborgenheit und Halt geben. Für jede dieser Begegnungen bin ich bis heute sehr dankbar und möchte keine davon vermissen. **

Stefan Heyde


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