Fachkraft für Gerontopsychiatrie – Weiterbildung und Gehalt

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Bei uns erfährst du alles über Aufgabengebiet, Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten als Fachkraft für Gerontopsychiatrie.

Bist du bereits länger im Pflegeberuf tätig und hast Lust auf Abwechslung im Job? Dann ist der Bereich der gerontopsychiatrischen Pflege vielleicht genau richtig für dich.

Die Gerontopsychiatrie ist ein Teil der Geriatrie. Eine gerontopsychiatrische Fachkraft ist für die Pflege von alten Menschen zuständig, die nicht nur aufgrund ihres Alters Unterstützung im Alltag benötigen, sondern gleichzeitig auch an (oft schwerwiegenden) psychiatrischen Erkrankungen leiden. Häufig sind das solche, die durch das fortschreitende Alter selbst erst hervorgerufen werden, zum Beispiel Depressionen, Schizophrenie oder Demenz. Die verschiedenen Demenzformen machen einen Großteil aller gerontopsychiatrischen Krankheiten aus.

Wer mit einer Weiterbildung in der Gerontopsychiatrie liebäugelt, sollte sich also bewusst sein, dass im Arbeitsalltag vermehrt Situationen entstehen werden, denen man nicht nur körperlich, sondern auch mental gewachsen sein sollte. Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld, Offenheit und Resilienz sollten Pflegekräfte für diese Spezialisierung mitbringen.

Aufgaben als Fachkraft für Gerontopsychiatrie

An vorderster Stelle für gerontopsychiatrische Pflegekräfte steht das Erkennen psychischer Störungen bei alternden Menschen sowie die Verbesserung des Wohlbefindens und der Lebensqualität durch den Erhalt der körperlich-geistigen Fähigkeiten. Und zwar nicht nur durch allgemeine pflegerische Tätigkeiten, sondern auch durch die Verabreichung von Medikamenten oder gezielter Beschäftigung im Alltag, die Körper und Geist fordert und fördert.

Alternden Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen hilft zum Beispiel regelmäßiges spezielles Orientierungs- und Gedächtnistraining, um ihre kognitiven Fähigkeiten zu erhalten und ihnen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Außerdem kommen Musik-, Physio- oder Lichttherapie gezielt zum Einsatz.



Die durch die Weiterbildung erworbenen Spezialqualifikationen auf dem Gebiet der gerontopsychiatrischen Pflege bieten Pflegefachkräften die Möglichkeit, neue Betreuungskonzepte zu erarbeiten, Kolleg:innen im Team anzuleiten und die bestmögliche Qualität der Pflege für alte und gleichzeitig psychisch kranke Menschen sicherzustellen. Auch beraten sie Betroffene und Angehörige bei der Wahl der richtigen Therapie.

Bist du nicht bereits in einer Einrichtung tätig, in der Fachkräfte für Gerontopsychiatrie gebraucht werden, kannst du deinen Job auch in psychiatrischen oder geriatrischen Kliniken, in betreuten Wohngemeinschaften, Fachabteilungen von Krankenhäusern oder Tagespflegeeinrichtungen ausüben. Manche Altenpflegeheime sind bereits mit gerontopsychiatrischen Bereichen ausgestattet. Diese werden oft als „Demenzbereich“ oder „Beschützter Bereich“ bezeichnet.



Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Pflegekraft: Voraussetzungen und Inhalte

Um Pflegekräfte auf die Praxis vorzubereiten, ist eine Weiterbildung zwingend erforderlich. So erlernst du umfassendes Wissen über das Fachgebiet. Voraussetzung für eine Weiterbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie ist unter anderem:

  • eine staatlich anerkannte Ausbildung in einem Pflegeberuf (zum Beispiel Altenpfleger:in, Gesundheits- und Krankenpfleger:in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in, Heilerziehungspfleger:in) oder einem anderen therapeutischen oder sozialen Beruf.
  • Berufserfahrung in einem der oben genannten Berufe (je nach Anbieter der Weiterbildung mindestens ein bis zwei Jahre).

Weiterbildungen zur gerontopsychatrischen Pflegekraft werden an privaten oder eigennützigen Bildungsintituten des Sozial- und Gesundheitswesens angeboten. Sie lassen sich aber auch an Fernunis absolvieren. Interessierte können zwischen berufsbegleitenden Fortbildungsveranstaltungen, Kursen in Wochenendblöcken oder Vollzeitausbildungen wählen.

Der theoretische Teil wechselt sich im Rahmen der Weiterbildung mit Praxiseinsätzen in verschiedenen Fachabteilungen ab. Je nachdem, für welches Weiterbildungsmodell sich Pflegefachkräfte entscheiden, muss mit einer Ausbildungsdauer von rund ein bis zwei Jahren gerechnet werden. Von der Art des gewählten Anbieters hängen die Gesamtkosten für eine solche Weiterbildung ab: 2000 bis 4000 Euro solltest du einplanen (zuzüglich eventuell anfallender Prüfungsgebühren).

Kannst du diese Summe nicht allein aufbringen, solltest du die Möglichkeit von staatlichen Weiterbildungsförderungen (zum Beispiel Aufstiegs-BAföG) prüfen. Oder du fragst deinen Arbeitgeber nach Unterstützung. Viele Unternehmen fördern Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Mitarbeitenden, da ihnen der Mehrwert der Zusatzqualifikation für ihre Einrichtung bewusst ist.



In den Weiterbildungskursen bekommst du breites Wissen im Bereich der Gerontopsychiatrie vermittelt. Im Anschluss kannst du mit den neuen Anforderungen im Job verantwortungsvoll umgehen. Nicht zuletzt ergeben sich aufgrund neuer Einsatzorte spannende Perspektiven, die auch ein besseres Gehalt mit sich bringen.

Zu den Weiterbildungsinhalten zählt neben dem aktuellen Stand der Pflegewissenschaften auch das Grundlagenwissen psychiatrischer und gerontopsychiatrischer Erkrankungen, unter anderem:

  • Grundlagen der Behandlung alter Menschen
  • Allgemeine Psychiatrie und Gerontopsychiatrie
  • Neurologie
  • Depression und Demenz
  • Psychopharmaka
  • Ethik und Palliativmedizin
  • Spezielle Pflegeanforderungen
  • Organisation von Pflege und Betreuung
  • Rechtliche Grundlagen und Gesetze
  • Beratung von Angehörigen
  • Arzneimittellehre
  • Anatomie und Physiologie

Am Ende der Weiterbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie bist du dazu in der Lage, eigenständig Pflege- und Betreuungskonzepte für alte Menschen, die psychische Betreuung benötigen, zu erarbeiten, und sie im Pflegealltag erfolgreich umzusetzen.

Der Abschluss erfolgt meist durch eine mündliche und praktische Prüfung, je nach Anbieter. Danach kannst du noch eine externe Prüfung vor dem Senat für Gesundheit und Soziales ablegen, um die Berufsbezeichnung „staatlich anerkannte Fachpflegekraft in der Gerontopsychiatrie“ tragen zu dürfen.

Gehalt als Fachkraft für Gerontopsychiatrie

Laut „Gehalt.de“ verdienen Fachräfte für Gerontopsychiatrie zumeist zwischen 2.700 und 3.400 Euro im Monat. Dein Gehalt schwankt von Bundesland zu Bundesland und steigt mit deiner Berufserfahrung. Auch, ob du in einer öffentlichen, kirchlichen oder privaten Einrichtung arbeitest, beeinflusst dein Einkommen als gerontopsychiatrische Pflegekraft.

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt für gerontopsychiatrische Fachkräfte

Arbeitest du schon länger in deinem Beruf, fragst du dich vielleicht inwiefern eine Weiterbildung dich im Job voranbringt. Neben der Erweiterung des Horizonts schlagen Pflegekräfte, die sich im Bereich der gerontopsychiatrischen Pflege ausgebildet haben, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn durch den demografischen Wandel und die generelle Zunahme psychischer Erkrankungen, werden Pflegekräfte mit der Spezialisierung der Gerontopsychiatrie in Zukunft stärker gebraucht. Beispielsweise liegt die Zahl der demenzkranken Menschen in Deutschland jetzt schon bei 1,5 Millionen und könnte sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist hoch. Win-Win-Situation für deine Karrierechancen und dein Gehalt.

Willst du dich weiter qualifizieren und hast Interesse an der Arbeit mit alten Menschen und an Psychologie, kann die Gerontopsychiatrie dir spannende neue Einblicke geben und tolle Perspektiven bieten. Auch, wenn der zeitliche und finanzielle Aufwand zu Beginn groß zu sein scheint: Sobald du dein Zertifikat in den Händen hältst und mit den alten Menschen zusammenarbeitest, wirst du für deine Mühen belohnt.

Katharina Klein

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